“Das ist ein Herzensthema”
Im Zuge der Zusammenarbeit an Eine Woche voll Glück, dem Glückstagebuch für Kinder, haben wir ein Interview mit Jasmin Veronese geführt. Sie ist Grundschullehrerin und hat uns geholfen, das Buch an die Bedürfnisse von Grundschulkindern anzupassen. Im Folgenden erzählt uns Jasmin unter anderem aus ihrem Unterrichtsalltag und wie es zu der Zusammenarbeit kam.
Interview mit Jasmin Veronese
Jasmin, du hast mir mit viel Liebe und Engagement dabei geholfen, die Buchinhalte altersgerecht und für Kinder verständlich zu formulieren; hast Vorschläge eingebracht und Dinge kritisch hinterfragt. Warum hast du dich entschieden, an dem Projekt mitzuarbeiten?
Das Konzept und die Idee hat mich sofort begeistert hat – denn es greift eine Herzensangelegenheit auf. Den eigenen Selbstwert zu erkennen ist schon für einen Erwachsenen häufig schwierig. Kinder zweifeln jedoch noch häufiger und stärker an sich selbst und es fällt Ihnen oft schwer, die eigenen Stärken ohne Anleitung zu erkennen und zu benennen.
Das Tagebuch gibt ihnen Mut und hilft Ihnen dabei, zu realisieren, was sie schon alles können und an sich selbst zu glauben, denn nichts ist wichtiger (und gleichzeitig schwieriger), als sich selbst zu lieben, wie man ist.
Was können Kinder beim Ausfüllen des Buches lernen? Inwiefern sind diese Aspekte vielleicht auch Bestandteil des Schulunterrichts?
Beim Ausfüllen des Buches reflektieren die Kinder ihr eigenes Können und erkennen dabei evtl. auch Stärken, die ihnen bisher noch nicht bewusst waren. Auch lernen sie, mit Enttäuschungen umzugehen und dass es völlig in Ordnung ist, Schwächen zu haben.
Letzteres ist besonders wichtig und häufig auch der Schlüssel zum Glücklichsein. Und dazu gehört auch, sich selbst so zu akzeptieren, wie man ist. Natürlich sind dies wichtige Aspekte, die ich in der Schule zu vermitteln versuche. Dies ist aufgrund der recht großen Schülerzahl jedoch häufig nur bedingt und daher nicht in dem Umfang, in dem ich es mir wünschen würde, möglich.
Die Arbeit mit dem Tagebuch mit Hilfe eines Erwachsenen gibt dem Kind die Möglichkeit, zu zweit und individuell auf das Kind einzugehen. Auch Gefühle, die ein Kind in verschiedensten Situationen empfindet und oft nicht recht einzuordnen vermag, werden benannt und gemeinsam versucht zu ermitteln, wie mit ihnen umgegangen werden kann.
Erlebst du in deinem Unterrichtsalltag manchmal Situationen, bei denen dir die Bedeutung des ein oder anderen Schwerpunktthemas aus dem Buch besonders bewusst wird?
Immer wieder erlebe ich Situationen, in denen ein Kind an sich zweifelt und Schwierigkeiten hat, die Dinge, die es gut kann, zu erkennen. Viel häufiger werden von Kindern die Dinge wahrgenommen, die sie ihrer Meinung nach nicht oder noch nicht ausreichend können.
Wir leben in einer Welt, und in der ein großer Leistungsdruck von Außen herrscht. Auch üben Kinder diesen häufig schon in jungen Jahren auf sich selbst aus. Genau deswegen ist der Mut auch einmal einen Fehler zu machen und geduldiger und nachsichtiger mit sich selbst zu sein, so wichtig
Zudem spielt in unserer Gesellschaft Materielles eine große Rolle. Es wird suggeriert, dass sein Besitz glücklich macht. Das lässt Kinder häufig vergessen, dass es die “unbezahlbaren” Dinge sind, die die größere Bedeutung haben sollten, die das Leben lebenswert und sowohl groß als auch Klein glücklich machen.
Während meiner Arbeit in der Schule wird immer wieder deutlich, dass viele Kinder diese nicht zu benennen vermögen. Dazu aufgefordert, zählen Schüler meist materielle Dinge auf.
Auch der Umgang mit den eigenen Gefühlen spielt eine große Rolle. Es wird in vielen verschiedenen Situationen deutlich, dass Kinder oft noch nicht genau wissen mit ihnen umzugehen. Umso beeindruckender fand ich das Erlebnis mit einer Schülerin die sagte, dass sie, falls sie einmal Wut verspürt, einfach die Augen schließe und an ganz viele schöne Dinge denke – dann ginge die Wut schon von ganz alleine weg. So einen Mechanismus zu entwickeln, stellt jedoch für viele Grundschüler eine große Herausforderung dar.
Du bist ja selber Mutter und hast einen Sohn im Vorschulalter. Kannst du dir vorstellen, mit ihm in dem Buch zu arbeiten?
Ich bin begeistert von dem Buch und freue mich schon sehr darauf, auch mit meinem Sohn darin zu arbeiten. Meiner Meinung nach, kann man gar nicht früh genug damit beginnen, Kindern klarzumachen, dass sie richtig sind, genau so wie sie sind und dass es nicht nötig ist, Dinge zu tun, zu mögen oder zu sagen, von denen sie glauben, dass sie den Erwartungen anderer Menschen (Kindern oder Erwachsenen) entsprechen.
Wenn man früh genug bei genau diesem Aspekt ansetzt, hilft man dem Kind dabei, ein selbstbewusster Erwachsener zu werden, der auch den Mut hat, auf seine ganz eigene Art und Weise “anders” und deshalb besonders zu sein.
Weiter freue ich mich darauf, Neues über meinen Sohn zu erfahren und auch auf die gemeinsame Zeit, die wir mit dem Buch verbringen werden.
Hast du durch die Arbeit an dem Buch gelernt auch selber etwas gelernt? Wenn ja, was?
Auch mir als Erwachsenem ist bewusst geworden, dass die aufgegriffenen Themen solche sind, die ein Mensch stetig – also nicht nur als Kind – reflektieren sollte, da sie die Lebensqualität erhöhen und essentiell für ein glückliches und zufriedenes Leben sind!
Vielen Dank für das Interview liebe Jasmin!
Wir hoffen das Interview war hilfreich für euch und hat euch einen kleinen Einblick hinter die Kulissen unseres Glückstagebuchs gegeben. Ihr wollt mehr darüber erfahren? Zu unserem Tagebuch gelangt ihr hier.
Außerdem hat Kinderpsychologin Svenja Chehade hat ebenfalls mit uns an dem Buch gearbeitet. Ihr Interview findet ihr hier.
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